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TOURTIP/1000: Unterwegs in Berlin Teil 1 - Wasser und Wald in Köpenick (DER RABE RALF)


DER RABE RALF
Nr. 168 - Juni/Juli 2012
Die Berliner Umweltzeitung

Berlin - Stadt der Seen (1)
Wasser und Wald in Köpenick

von Christoph Vinz



Mit rund zweitausend kleineren und größeren Binnengewässern kann man von Berlin durchaus als einer "Stadt der Seen" sprechen. In einer kleinen Reihe sollen einige der bekannteren vorgestellt werden, wobei wir uns auf solche Seen konzentrieren, die in einem geographischen Zusammenhang stehen und deshalb auch gemeinsam als etwas größere Exkursion oder als einzelne Wander-Etappen eingeplant werden können.

Unser heute beschriebenes Wald-Seen-Areal gehört zum NATURA 2000-Gebiet Müggelspree-Müggelsee. Zum Flora-Fauna-Habitat (FFH) zählen Wasserwerk Friedrichshagen, das Teufelsmoor und Müggelspree/Müggelsee. Als Vogelschutzgebiet ist die Müggelspree zusätzlich ausgewiesen.
Wir starten im südöstlichen Bezirk Treptow-Köpenick, dem größten und grünsten Berliner Erholungsgebiet mit jeder Menge Wasser und Wald.

Als bekanntestes Ausflugsziel für Erholung, Segeltörns und Schiffstouren gilt hier der Große Müggelsee (meist als Müggelsee bezeichnet), der von der Spree durchflossen wird. Mit einer Fläche von 7,4 Quadratkilometer, einer Länge von 4,3 Kilometer und einer Breite von 2,6 Kilometer erstreckt sich hier Berlins größtes Gewässer, das bis zu acht Meter Tiefe erreicht. Die Qualität des Wassers, früher durch hohe Nährstoffeinträge der Spree (Phosphor, Nitrate) beeinträchtigt, kann seit 1990 mit einer positiven Tendenz punkten. Das alte, inzwischen stillgelegte Wasserwerk Friedrichshagen entnahm noch vor hundert Jahren einen Großteil seines (Brauch-)Wassers dem See. Unbedingt sehenswert ist hier das kleine Museum zur Geschichte der Berliner Wasserwirtschaft, das im historischen Ambiente auch Dampfmaschinen-Vorführungen anbietet.

Seit 1929/30 existiert am Ufer des Sees das noch heute gern besuchte Strandbad, und von Friedrichshagen aus führt ein beliebter Uferweg hin zu bekannten Ausflugslokalen, die der Berliner schon seit Generationen gern aufsucht. Nach einer Stärkung können passionierte Wanderer sogar noch weiter unter Bäumen am Wasser bis zum Wirtshaus Müggelhort laufen. Insgesamt gibt es rund um den See Wanderwege mit einer Gesamtlänge von 160 Kilometer! Fußmüde oder überzeugte "Dampferfahrer" können unter anderem ab Friedrichshagen mit dem Schiff übersetzen oder eine Seenrundfahrt unternehmen.

Am Südrand des Müggelsees erheben sich die Müggelberge bis in "schwindelnde Höhen" von 115 Meter ü.NN. Auf einem ihrer Gipfel reckt sich der 1961 neu errichtete Müggelturm in den Himmel, von dem man bei klarem Wetter eine herrliche Aussicht genießen kann. Auf dem danebenliegenden Berg finden sich noch Fundamentreste des einst hier geplanten Fernsehturms, der heute in Berlins Mitte zum Wahrzeichen wurde. Zu Füßen dieses höchsten "Gebirgsmassivs" der Stadt, 750 Meter südlich des Müggelsees, entdeckt der neugierige Wanderer den verwunschen mitten in einem Moorgebiet liegenden Teufelssee, den man auf einem Holzsteg umrunden kann. Mit einer Fläche von nur 150 mal 100 Meter, umgeben von einem Hochmoor mit zahlreichen geschützten Pflanzen und seltenen Tieren, ist dieses Areal von etwas mehr als einem Hektar seit 1986 als Flächennaturdenkmal ausgewiesen. Gleich in der Nähe befindet sich die Waldschule Teufelssee mit einem Natur-Lehrkabinett, das viel Wissenswertes zu Fauna und Flora der Gegend vermittelt.

Der Große Müggelsee geht fast "nahtlos" in den Kleinen Müggelsee über, der immerhin noch die beachtliche Fläche von fast zwei Hektar besitzt.
Vom Kleinen Müggelsee kann man stromauf an der Müggelspree hin zum fast kreisrunden, etwa hundert Hektar großen Dämeritzsee wandern. Dieses Gewässer gehört bereits zur Hälfte zum Land Brandenburg und grenzt an Erkner.
Mit einer maximalen Tiefe von fünf Metern weist dieser See einen beachtlichen Reichtum an Fischen auf: Da tummeln sich neben Wels, Hecht und Aal auch Barsch, Blei, Plötze, Güster und Rapfen.
Von ihrer Quelle im Zittauer Gebirge herkommend, mündet hier die Spree in den See, um ihn als sogenannte Müggelspree wieder in Richtung Müggelsee zu verlassen.

Venedig bei Berlin

Auf dem Weg zwischen Kleinem Müggel- und Dämeritzsee passieren wir die sehenswerte lagunenähnliche Anlage "Neu Venedig" mit zahlreichen kleineren und größeren Wassergrundstücken. Die früher sumpfigen Spreewiesen wurden ab 1926 entwässert, und es entstand ein fünf Kilometer langes Kanalsystem mit sechs Inseln, zehn Auto- und drei Fußgängerbrücken. Ab 1928 begann die Vermarktung der so geschaffenen Wassergrundstücke, die sich in Jahrzehnten zur heute sehenswerten Idylle entwickeln konnten. Ganz im Stile des italienischen Vorbilds gibt es hier natürlich einen Rialtoring mit Rialtobrücke. Im lauschigen Gartenlokal kann eine erholsame Rast eingelegt werden.

Ein Stück weiter erreichen wir Rahnsdorf mit Hessenwinkel und Wilhelmshagen. Während Rahnsdort noch als hufeisenförmiges Angerdorf erkennbar ist, entstand in Hessenwinkel Ende des 19. Jahrhunderts für Gutbetuchte eine Villenkolonie mit Waldkapelle.
Entdeckungshungrigen empfiehlt sich u.a. die Anfahrt mit der S-Bahn. Die S3 bringt den Wanderer entweder bis Endstation Erkner, von dort kann man ab Dämeritzsee in Richtung Müggelsee wandern.
Oder man verlässt bereits in Friedrichshagen den Zug, flaniert die belebte Bölsche Straße mit ihren wunderschön restaurierten Weberhäusern und Villen entlang, passiert das alte Bürgerbräu-Gelände mit seinem historischen Lokal und erreicht den einhundertzwanzig Meter langen Spreetunnel aus dem Jahre 1926, um nach Passage den gut ausgeschilderten Uferweg am Müggelsee zu nehmen.

Wer kürzere Abschnitte vorzieht, kann auch in Wilhelmshagen oder Rahnsdorf die S-Bahn verlassen und den Weg in Richtung Müggelspree beziehungsweise Neu Venedig einschlagen.

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Quelle:
DER RABE RALF - 22. Jahrgang, Nr. 168 - Juni/Juli 2012, Seite 12
Herausgeber:
GRÜNE LIGA Berlin e.V. - Netzwerk ökologischer Bewegungen
Prenzlauer Allee 230, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Redaktion DER RABE RALF:
Tel.: 030/44 33 91-47, Fax: 030/44 33 91-33
E-mail: raberalf@grueneliga.de
Internet: www.raberalf.grueneliga-berlin.de
 
Erscheinen: zu Beginn gerader Monate
Abonnement: jährlich, 20 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juli 2012