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SCHLUCKAUF/0036: Hamburg humanitär - Nachtisch & Satire (SB)


Hamburg humanitär


Sandra G., Verkäuferin in einer Edelboutique am Hamburger Jungfernstieg, empfindet es als unhaltbaren Zustand angesichts der vielen, oft nur um fünfzig Cent bittenden Menschen, wenn gutbetuchte Hamburger Bürger mit ihren Garnelen- und Lachsbrötchen, von denen die Sahnecreme tropft, an ihnen vorüberschlendern, als wären sie Abfalleimer oder Blumenkübel. "Kein Wunder, daß mancher auch mal eine weniger nette Bemerkung in Richtung dieser Ignoranten fallenläßt, zumal es aus den Patisserien und exquisiten Bistros ständig verführerisch duftet", empört sich Frau G. "Es ist ein Unding, sich mit Delikatessen vollzustopfen, wärend die Armen dabei zusehen." Daß hier nun endlich Abhilfe geschaffen wird, sehen Frau G. und viele Angestellte der umliegenden Restaurants und Geschäfte mit Genugtuung. Eine neue Bestimmung soll es der Hamburger Polizei ermöglichen, Obdachlose oder Bettler dauerhaft bestimmter Plätze oder Straßen zu verweisen. "Wenn diese Leute sich auf Gegenden beschränken, wo es statt Weinstuben eher Kioske, Sozialstationen und Suppenküchen gibt, sind sie nicht mehr dem Anblick all der Dinge ausgesetzt, die sie ohnehin nicht haben können", meint Sandra S. "Und vor allem auch nicht so vielen diskriminierenden Blicken."

23. Februar 2009