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SCHLUCKAUF/0041: Rettet den Aneignungsreflex - Nachtisch & Satire (SB)


Rettet den Aneignungsreflex


Kaum ist der Kommunismus zumindest für den kapitalistischen Westen als fixe Idee weltfremder Spinner abgetan, da hebt er an völlig unerwarteter Stelle, näher und bedrohlicher denn je, wieder sein Haupt. Institutsinternen wissenschaftlichen Korrespondenzen zufolge stehen kubanische Gentechniker kurz vor der Veröffentlichung einer höchst besorgniserregenden Entdeckung. Die Forscher von der Zuckerinsel haben bei Versuchen an Schimpansen ein Gen identifiziert, das für die Aneignungsreflexe verantwortlich ist. Experimente haben ergeben, daß bei einer Manipulation dieses Gens die Nachkommen der betreffenden Tiere frei von jeglichem Besitz- und Aneingnungsstreben sind. Die hohe Übereinstimmung des menschlichen Genoms mit dem der Primaten läßt bei menschlichen Nachkommen vergleichbare Ergebnisse erwarten.

Vor allem kapitalistische Systeme würden von einer Infiltration durch genmanipulierte Individuen, deren Nachkommen keinen Sinn mehr für den Erwerb und die Mehrung von Eigentum hätten, spätestens nach zwei Generationswechseln in ihren Grundfesten erschüttert. Denn Kinder, denen Axiome wie "meins" und "deins" lebenslang fremdblieben, kämen als Träger traditioneller gesellschaftlicher Werte kaum mehr in Frage. Daher arbeiten US-amerikanische Gentechniker, die derzeit nach einer praktikablen Methode suchen, Menschen mit manipuliertem Erbgut beim Grenzübertritt identifizieren zu können, Hand in Hand mit der Heimatschutzbehörde. Diese will den Begriff des Gen-Terrorismus, die absichtliche Verbreitung schwerer Erbkrankheiten zur Schädigung des Volks-Genoms, in ihren offiziellen Bedrohungskanon aufnehmen. Ebenfalls erwogen wird, ähnlich wie im Falle der Kerntechnik, ein generelles Verbot gentechnischer Forschungen für bestimmte Staaten durchzusetzen.

24. April 2009