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SCHLUCKAUF/0047: Wunderkapsel Apollo 11 - Nachtisch & Satire (SB)


Wunderkapsel Apollo 11


Laut Arzneimittelstatistik ist der US-Bürger daran gewöhnt, Unmengen von Pillen und Kapseln gegen jedes nur erdenkliche Symptom zu schlucken. Daher fällt es auch nicht weiter auf, daß ihm derzeit mit Apollo 11 eine etwas größere Kapsel verabreicht wird, deren Inhaltsstoff ein überaus lästiges Symptom bekämpft: das kritische Denken in größeren Zusammenhängen.

Unter der metallisch glänzenden, kulturelle Überlegenheit suggerierenden Oberfläche dieser sogenannten Raumkapsel befindet sich nämlich ein Wirkstoff, der sich über die Medienbahnen rasch im gesamten Volkskörper ausbreitet. Er nennt sich "Verschwörungstheorase" und sein Effekt ist ein ähnlicher wie bei herkömmlichen Anti-Raucher-Tabletten: Wer nach Einnahme des Stoffes mit komplexen mainstream-kritischen Gedanken in Berührung kommt, reagiert darauf spontan mit Übelkeit und Mißbehagen.

Die orthodoxe Grundhaltung vieler US-Bürger zur Apollo-11-Mission sorgt für die notwendige Bereitwilligkeit, die neuentwickelte Verschwörungstheorase-Kapsel zu schlucken. Daher ist der Zeitpunkt für die Einführung des Medikaments zum 40sten Jahrestag der vorgeblichen Mondlandung besonders gut gewählt. Wer auch immer behauptet, die Mondlandung hätte lediglich in einem US-Filmstudio stattgefunden, sieht sich fortan mit der typischen Apollo-Kapsel-induzierten Abwehrreaktion konfrontiert: Laßt mich in Ruhe mit diesem Verschwörungstheorien-Mist!

Alle Arten von brisanten Überlegungen, vor allem natürlich jene zu politischen Zusammenhängen, die von allerhöchster Stelle mit dem Begriff "Verschwörungstheorie" gekennzeichnet wurden, aktivieren nun die Verschwörungstheorase im Stoffwechsel der Bürger. Daher kann selbst eine Information wie die hier vorliegende, die lediglich über die gezielte Verabreichung und Wirkungsweise des Apollo-Präparats aufklärt, beim "vorbehandelten" Leser zu Kopfschmerzen und Gereiztheit führen.

28. Juli 2009