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SCHLUCKAUF/0079: EUgen und RIbana - Nachtisch & Satire (SB)


EUgen und RIbana


Es ist schwer, mit Frauen über Politik zu sprechen. Tatsache. Meist wechseln sie nach wenigen Minuten das Thema oder fangen unverhohlen an, zu gähnen. Dabei ist Politik hundertmal spannender als diese albernen Liebesromane, die viele von ihnen zu jeder Tages- und Nachtzeit verschlingen. Die sind nun wirklich gähnend langweilig. Oder?

In dieser Frage kommt der Gender-Forscher Mac Wifeman zu dem überraschenden Schluß, daß es sich im beschriebenen Fall keineswegs um weibliches Desinteresse, sondern lediglich um ein Problem unterschiedlicher Verständnisschlüssel handelt. Zur Veranschaulichung dieses Sachverhalts soll das folgende Beispiel dienen. Es zeigt, daß es durchaus möglich ist, mittels einer gender-spezifischen Aufbereitung politischer Zusammenhänge sogar Frauen für diesen Themenkreis zu interessieren.

Hier die trockenen Fakten, den Herren bestens bekannt aus Presse und TV:

1. Irlands mißliche Finanzlage bringt das Land innerhalb der EU in eine schwierige Position. Brüssel fordert unter anderem harte Sparmaßnahmen.

2. Die britische Königin (Oberhaupt des Commonwealth of Nations) besucht Irland, bedauert die militärischen Übergriffe der Vergangenheit und ist auch sonst sichtlich um eine Verbesserung der bilateralen Verhältnisse bemüht.

3. Der US-amerikanische Präsident Barack Obama besucht Irland, angeblich um seinen familiären Bindungen (sein Urururgroßvater mütterlicherseits war Ire) an die Insel nachzuspüren. Bei der Gelegenheit erinnert er auch daran, daß zahlreiche US-Amerikaner irischer Abkunft sind.

Soweit die Faktenlage. Schön und gut. Wie aber spricht man(n) über dieses hochinteressante Zusammentreffen scheinbar zusammenhangsloser Gegebenheiten MIT EINER FRAU??

Ganz einfach: Kodieren Sie die Namen der beteiligten Staaten bzw. Staatenbünde auf die im Folgenden beschriebene Weise. Und schon wird Ihre Gesprächspartnerin gebannt an Ihren Lippen hängen:

Republik Irland = RIbana

Europäische Union EU = EUgen

Commonwealth of Nations = COrwin

United States of America USA = USAma

EUgen und RIbana

RIbana ist zwar mittellos, aber von untadeliger Herkunft und seltenem Liebreiz. Daher bringt der wohlhabende EUgen sie mit allerlei großzügigen Versprechungen dazu, eine Verlobung mit ihm in Erwägung zu ziehen. RIbana, das Bild der alten Jungfer vor Augen, die allein und in bitterer Armut ihr Dasein fristet, gibt EUgens Werben zunächst nach.

Aber nun, da die Hochzeit mit EUgen unmittelbar bevorsteht, infolge der RIbana auf viele ihrer angestammten Rechte verzichten muß, wird sie von Zweifeln übermannt. EUgen wird sicher eiserne Sparsamkeit von ihr verlangen und sie immer wieder daran erinnern, was sie ihm schuldig ist. Er wird tagaus, tagein überwachen, ob sie seinen zahlreichen Anweisungen nachkommt. Und er wird von ihr Stillschweigen verlangen, wenn sie ihrer Empörung über seinen Charakter einmal Luft machen will.

Während RIbana von Zweifeln an der Ehe mit EUgen geplagt wird, taucht unverhofft ihre Jugendliebe COrwin wieder auf. Respektvoll und in angemessener Zerknirschung um Verzeihung bittend, hat er sich ihr wieder genähert. Nicht ohne Grund, denn COrwin hatte RIbana so tief verletzt, daß sie zunächst glaubte, es ihm niemals vergeben zu können. Aber nun scheint COrwin ein anderer geworden zu sein. Nur die lockere, weltmännische Art, in der er seine Beziehungen von Australien über Indien bis Kanada pflegt, ist die gleiche geblieben. Mit ihm könnte RIbana leben, ohne derart eingeengt zu werden wie bei EUgen. Vielleicht mit weniger Sicherheit, aber wer weiß, ob EUgens Mißtrauen und Geiz auf die Dauer nicht wesentlich unerträglicher sind.

Und jetzt, RIbana mag dabei nicht ganz an einen Zufall glauben, ist auch noch USAma in ihr Leben getreten. Reich, männlich-selbstbewußt und dabei doch charmant, gibt er sich RIbana gegenüber außergewöhnlich zugewandt. Und er macht von vornherein keinen Hehl daraus, daß er EUgen nicht ausstehen kann. Gut, EUGen seinerseits meint, USAma würde zur Gewalttätigkeit neigen und geschäftlich ginge es ihm gerade ziemlich mies. Aber kann RIbana auf EUgens Einschätzung vertrauen? Was will USAma wirklich? Sie, RIbana? Oder will er COrwin Schützenhilfe geben, um EUgen eins auszuwischen? Offenbar ist es USAma jedenfalls wichtig, sich als Landsmann von RIbana auszugeben, obgleich von seinem Stammbaum her nur eine Verbindung über einen Urururgroßvater existiert.

Fragen über Fragen. Was soll RIbana tun? EUgen ehelichen und womöglich einen Weg endloser Demütigungen antreten? Oder aber COrwin verzeihen und entgegen aller Konvention gemeinsam mit ihm ein Leben völliger Unabsehbarkeit wagen, ihrem eigenen, eigenwilligen Charakter zuliebe? Vielleicht sollte sie gar USAmas Hinweis auf verwandschaftliche Bande aufgreifen und versuchen, ihn als eine Art großen Bruder und Beschützer gegen EUgens absehbare Hausherren-Allüren ins Feld zu führen? Da huscht ein Lächeln über RIbanas Gesicht. Sie hat einen großartigen Einfall... (Fortsetzung folgt)

Was glauben Sie, wie herrlich ungläubig Sie angeschaut werden, wenn Sie Ihrer Gesprächspartnerin eröffnen, daß die Fortsetzung dieses Romans demnächst im Politik-Teil der Zeitung steht!

Und was glauben Sie, wie ungläubig SIE schauen werden, wenn Ihre Gesprächspartnerin Ihnen am nächsten Tag eine Prognose der politischen Entwicklungen um Irland liefert, die sich wenig später als weitgehend zutreffend erweist - angeblich, weil sie eine vergleichbare Situation in einem älteren Romanheft gefunden hat!

26. Mai 2011