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SCHLUCKAUF/0111: Wallraffs schwarze Seele - Nachtisch & Satire (SB)


Ich, Wallraffs schwarze Seele



Der Fall um den angeblichen Sozialbetrug des Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff (er soll einem Sozialhilfeempfänger unter der Hand Lohn gezahlt haben) bringt die Behörden zunehmend in Schwierigkeiten. Gestern sprach bei der zuständigen Staatsanwaltschaft der Somalier Kwami Ogonno vor und behauptete, seit 2009 in der Öffentlichkeit als Günter Wallraff aufgetreten zu sein. Wallraff selbst befände sich seit der Fertigstellung seines Films "Schwarz auf Weiß" außer Landes.

Ogonno habe Wallraff im Zusammenhang mit den Recherchen und Dreharbeiten zu "Schwarz auf Weiß" kennengelernt. Wallraff, der bereits zu der Zeit die ständigen Versuche leid war, ihm juristisch etwas ans Zeug zu flicken, wollte auf unbestimmte Zeit ins Ausland gehen. Daher konnte Ogonno ihn im Verlauf ihrer Zusammenarbeit dazu überreden, seine Identität annehmen zu dürfen, um als "weißer" Enthüllungsjournalist in Deutschland arbeiten zu können. Ogonno meinte, er verfüge über ein gutes Dutzend Wallraff-Latexmasken sowie ein nicht unerhebliches Talent als Stimmenimitator. Zudem habe Wallraff seine "Kopie" jahrelang aus der Ferne begleitet und unterstützt, dann aber den Kontakt allmählich einschlafen lassen.

Kwami Ogonno wiederum wollte den Medienrummel um Wallraffs angeblichen Sozialbetrug nutzen, um der Maskerade öffentlichkeitswirksam ein Ende zu machen. Er versicherte der Staatsanwaltschaft, sämtlichen durch seinen Identitätswechsel geschädigten Personen einen großzügigen Entschädigungsbetrag zu überweisen, sobald er von der BILD-Zeitung das Honorar für die biografische Serie "Ich, Wallraffs schwarze Seele" erhalten habe.

19. August 2012