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SCHLUCKAUF/0113: Social City Design - Nachtisch & Satire (SB)


Social City Design



Am 15. September ging in Hamburg der "8. Kongress für Soziale Arbeit" zuende. Nach sorgfältiger Auswertung der zahlreichen Beiträge lautet das Fazit des Verbunds Hamburger Sozialämter nun: In einer zunehmend ökonomisierten Gesellschaft ist staatlich finanzierte Sozialarbeit nicht mehr zeitgemäß!

Die Kosten, den Anblick von Not und Elend von Hamburgs Straßen fernzuhalten, sollen künftig Einzelhandel, Gastronomie und Tourismusbranche übernehmen. Schließlich sind es in erster Linie deren potentielle Kunden, die sich durch den Anblick von zerlumpten Obdachlosen, bettelnden Rentnern und verwahrlosten Straßenkindern gestört fühlen. In diesem Sinne startet die Stadt Hamburg Ende 2013 ein entsprechendes Pilotprojekt unter dem Titel "Social City Design".

Anstelle von Sozialarbeitern sollen in Hamburg künftig sogenannte Sozialdesigner die Bürger vor dem kauflaunetötenden Anblick heruntergekommener Individuen schützen. Dabei ist das erklärte Ziel nicht länger soziale Integration, sondern explizit soziale Kosmetik, was laut Sozialämterverbund schließlich immer auch einen pflegerischen Aspekt beinhaltet. Der Sozialdesigner wird von seinen Arbeitgebern mit einem Budget ausgestattet, dem sogenannten Cover-Geld, mit dessen Hilfe er dem harmonischen Stadtbild abträgliche Personengruppen motivieren kann, sich "unsichtbar" zu machen.

Parks, große Plätze, Bahnhöfe und dergleichen sollen keine Treffpunkte und Aufenthaltsorte mehr für diese Personengruppen sein, sondern alte Kanalisationsanlagen mit speziell aufgearbeiteten unterirdischen Räumlichkeiten, die miteinander vernetzt sind, werden als Alternativen bereitgestellt. Wer sich über einen längeren Zeitraum erfolgreich bemüht, das Stadtbild nicht zu verunzieren, kann auf eine besondere Belohnung hoffen: eine gutbezahlte Festanstellung als nächtlicher Straßenkinderfänger.

1. Oktober 2012