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GLOSSE LILA/0009: Durch Bonos Rockstar-Superbrille (SB)


Da sagte doch neulich so ein vorwitziger Reporter (der Herr Sowieso - Gesichter kann ich mir besser merken als Namen), jedenfalls der sagte dem Sänger Bono von U2, daß die Band immer so staatstragend und bierernst wirken würde. Mir blieb fast die Luft weg - so eine Gehässigkeit einer Rockband mit politischem Anspruch vorzulegen! Also nee.
  Aber was passierte? Der Bono sagte original: "Das sind wir auch." Ha. Also da war ich platt. Nun denn - wie dumm von mir anzunehmen, sie hätten ein anderes Selbstverständnis!
  Klar, die Jungs haben als Schülerband angefangen und dann festgestellt, daß es bei den kleinen Geschwistern der 68er Generation besser ankommt, wenn man die schlimmen politischen Zustände beschreibt.
  Komisch, daß das nicht so lange anhielt - war doch ganz lukrativ. Hat ihnen eine Menge Erfolg und einen Batzen Geld eingebracht. Aber wahrscheinlich schlugen Doppelmoral und die Konvention bei der Band durch. Na, da hatte Bono dann wohl auch seine Schiene gefunden: man tut Gutes in der Welt. Man spendet für Afrika und man motiviert andere Menschen, es auch zu tun. Und die vielen (vor allem enorm reichen) Geldgeber fielen dem Bono um den Hals, denn er bot ihnen eine ganze Menge weiterer Projekte an, in die sie ihr Geld investieren konnten. Wär' ich doch auch froh, wenn ich nicht wüßte, wohin mit meinem Geld und da käme jemand dahergeritten, der so edelmotivierte Geldanlagen bietet.

Doch schon piekst der freche Reporter weiter: ob so eine erfolgreiche Band wie U2 die Wirtschaftskrise zu spüren bekäme? Aber unser Bono ist schlau, denn er hat eine klare Trennungslinie zwischen der Band und dem Geldverdienen gezogen und seine ganzen Geschäfte von Irland in die Niederlande transferiert. Das hat die Iren zwar sehr verärgert, aber was ein echter Geschäftsmann ist, der darf doch sein Geld retten, oder? Das hat ja auch nichts mit der Band und deren - schon längst begrabenen - politischen Anspruch zu tun. Auch wenn sich Bono mit dem Rest der Band heftig gezofft hat, weil er den nichtvorhandenen Anspruch total übern Haufen geworfen hat und zwischenzeitlich mit etablierten Politikern für die Presse posiert. Da interessiert es ihn auch nicht, daß er den Ruf des arroganten Rockstars weg hat, denn schließlich hat dem Bono seine ganze moralisch integre Geldverteilerei schon die Nominierung für den Friedensnobelpreis eingebracht.
  Na, und deshalb ist Bono auch der Ansicht, daß er sich nicht blamiert hat, bloß weil er sich mit George W. Bush und Tony Blair getroffen hat. Er sei zwar kein Politiker, sondern nur Musiker, aber er möchte doch was erreichen in der Welt - meint Bono-chen. Es sei schließlich total schrecklich gewesen, als die Irakkriegsbomber über sein Haus in Südfrankreich hinwegdonnerten.
  Bono will also was erreichen in der Welt - äh, was eigentlich? Ach ja: Weltfrieden.

9. April 2009