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BERICHT/155: Kuba - Die Sterne stehen gut, "Babalawos" blicken mit Zuversicht in die Zukunft (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Januar 2011

Kuba: Die Sterne stehen gut - 'Babalawos' blicken mit Zuversicht in die Zukunft

Von Patricia Grogg


Havanna, 6. Januar (IPS) - Trotz der schwierigen sozialen und wirtschaftlichen Situation in Kuba blicken die 'Babalawos' mit Zuversicht in die Zukunft. Nach den neuesten Vorhersagen der höchsten Autoritäten des afroamerikanischen Santería-Kultes darf sich der karibische Inselstaat durchaus auf positive Entwicklungen gefasst machen.

Die Santería, auch 'Regla de Ocha' oder 'Regla Lucumi' genannt, ist eine Religion, die Elemente afrikanischer Naturreligionen und des Christentums vereinigt. Nach Kuba gelangte der Kult über schwarze Sklaven - mehrheitlich ethnischen Yoruba - die aus Westafrika in die Neue Welt verschleppt worden waren.

Ob gläubig oder nicht - viele Kubaner erwarten mit Interesse die Vorhersagen, die die Babalawos zu Anfang des Neuen Jahres aus der traditionellen 'Jahresschrift' entnehmen, einer Art Orakel der Gottheiten (Orishas), die zwölf Monate herrschen. "Diese Prognosen sind für viele Menschen in unserem Land wichtig. Sie sind Interpretationshilfen und geben Auskunft über bevorstehende Ereignisse", sagte Tato Quiñones, Babalawo und Mitglied der Abakuá-Geheimgesellschaft.

Die Jahresschrift enthält Vorhersagen, Empfehlungen und Sprichwörter, die dem göttlichen Ifá-System entnommen wurden und für Kuba und den Rest der Welt gelten. Der für sie zuständigen Kommission zufolge steht das Jahr 2011 im Zeichen von 'Baba Eyiobe' (doppelte Rettung) und wird von 'Oggun', dem Schutzpatron der Schmiede und des Militärs, und von 'Oshún' regiert, der Göttin der Mütterlichkeit und Schutzherrin aller Kinder.


Hinweis auf Wohlstand

"Das Zeichen lässt durchaus vielfältige Prognosen zu", unterstreicht Quiñones. "Doch wie wir es auslegen müssen, verrät uns die Prophezeiung von Ifá. Da sie einen Hinweis auf Wohlstand enthält, darf Kuba auf Fortschritte hoffen. Allerdings hängen die Erfolge von den Taten und Verhaltensweisen der Menschen ab."

Viele Jahre, die für die Geschichte Kubas von großer Bedeutung waren, standen im Zeichen von Baba Eyiobe: 1959 etwa, als die Kubanische Revolution unter Fidel Castro ihren Anfang nahm, aber auch 1989, 1998, 2004 und 2010. "Wir werden uns sicherlich an einem glücklichen Jahr erfreuen dürfen", meint der Santería-Priester Lázaro Betancourt.

"Mir macht die Jahresschrift Hoffnung", so auch Lázaro Cuesta, einer der Organisatoren, die die Lesung der Jahresschrift am 3. Januar organisierten, an der rund 1.000 Babalawos teilnahmen. Cuesta zufolge lautet das Leitwort für 2011 "Organisation". Wer gut organisiert sei, erziele bessere Resultate. Allerdings sei es wichtig, die Meinung der jungen Generationen nicht außer Acht zu lassen. Wo jungen Menschen keine Möglichkeit gegeben werde, sich zu entwickeln, sehe die Zukunft düster aus.

Global gesehen muss sich die Welt auf eine Zunahme von Gehirn-, Gefäß-, Augen-, Knochen- und Atemwegserkrankungen einstellen. Darüber hinaus wird es den Santería-Prognosen zu Anfang des Jahres zu Dürren kommen, gefolgt von vereinzelten Niederschlägen und einem Anstieg der Meere. Ferner sagen die Hohenpriester Kriege und Staatsstreiche und eine größere kommerzielle Öffnung voraus, die einem Anstieg der Exporte und Importe nach sich ziehen wird.

Die Babalawos empfehlen alte politische Schemata über Bord zu werfen und sich an einer neuen Sozialordnung zu erfreuen. Zudem legen sie den Familien nahe, ältere Angehörige in ihre Mitte aufzunehmen und den jungen Menschen innerhalb der Familien- und Sozialstrukturen Chancen einzuräumen.


Religion als Rettungsanker

Sozialwissenschaftlern zufolge nimmt das Interesse an dem kubanischen Kult vor allem in unsicheren Zeiten zu, wie sie derzeit in Kuba gegeben sind. Einen Tag nach den Vorhersagen vom 3. Januar leiteten die Ministerien für Zuckerindustrie, Landwirtschaft, Bauwesen, öffentliche Gesundheit und Tourismus den Prozess zum Abbau von bis zu 500.000 Arbeitsplätzen ein. Die Maßnahme zielt darauf ab, die Ausgaben des Staates zu reduzieren und den öffentlichen Dienst effektiver und schlanker zu machen.

Die Anpassung hat bei den 11,2 Millionen Kubaner Ängste ausgelöst. Um diese zu zerstreuen, hat die Regierung bereits zugesichert, dass niemand im Lande ohne Arbeit bleiben werde. Wer nicht in der Landwirtschaft oder im Bausektor arbeiten will, in denen Arbeitskräfte benötigt werden, soll die Möglichkeit erhalten, in 178 freien Berufen zu arbeiten. (Ende/IPS/kb/2011)

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http://www.cubayoruba.cult.cu/
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Januar 2011